„Er setzt sich sogar in den Tempel Gottes und gibt sich für Gott aus“

■ Zum festen Bestandteil der christlichen Offenbarungsreligion gehört auch der Glaube der Kirche an das zweite Kommen Jesu am Ende der Tage, an Seine Wiederkunft zum Jüngsten Gericht. So wird den Aposteln schon bei der Himmelfahrt Jesu von „zwei Männern in weißen Gewändern“, wohl Engeln, feierlich angekündigt: „Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel hinauf? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen ist, wird ebenso wiederkommen, wie ihr Ihn habt zum Himmel auffahren sehen.“ (Apg 1,12.)
Der hl. Apostel Paulus geht einmal etwas genauer und ausführlicher auf dieses Thema der Wiederkunft Christi ein und warnt zunächst seine Gemeinde davor, zu leichtgläubig falschen Propheten Glauben zu schenken, dieses Ereignis sei hier oder da bereits eingetreten. Denn davor müsse noch ein anderes und alle aufmerksamen und Gott liebenden Menschen höchst erschütterndes Ereignis stattfinden: „Lasst euch in keiner Weise durch irgendjemand täuschen. Zuvor muss der Abfall kommen. Der Mensch der Gesetzlosigkeit muss offenbar werden, er, der Sohn des Verderbens, der Widersacher, der sich über Gott und alles Heilige erhebt. Er setzt sich sogar in den Tempel Gottes und gibt sich für Gott aus.“ (1 Thess 2,3-4).
Also werde man diesen „Mann der Gesetzlosigkeit“, der nach katholischer Tradition sowohl als Einzelmensch als auch in kollektiver Weise in Erscheinung treten kann, zunächst daran erkennen, dass er da nicht nur irgendwelche ungerechten Gesetze einführen werde, wie es ja so oft praktisch in allen Staaten und Gesellschaften geschieht. Nein, das Besondere an ihm werde sein, dass er die prinzipielle Verdrehung moralischer Grundbegriffe öffentlich proklamieren werde und dann auch möglichst alle Menschen (etwa nach dem Prinzip der „freiwilligen Pflicht“!?) energisch dazu veranlassen (sprich so oder so „demokratisch“ und „menschenrechts-konform“ zwingen) werde, die Bedeutung von Gut und Böse, von Richtig und Falsch zu pervertieren und somit das Böse als gut und das Richtige als falsch zu bezeichnen! Diesen Prozess der sittlich-ethischen Zersetzung breiter Schichten der Menschen sieht Paulus praktisch als erste Stufe des betreffenden „Abfalls“ an.
Die betreffende im großen Maßstab durchgeführte ideologische Gehirnwäsche werde dazu führen, dass breite Menschenmassen das betreffende üble Spielchen mit ihnen keinesfalls als einen direkten Angriff auf ihre staatsbürgerlichen Grundrechte oder auch auf ihr uns allen von Gott bei der Schöpfung in die Wiege gelegtes Recht auf freie Religionsausübung durchschauen werden, sondern tatsächlich der irrigen Meinung sein würden, all das müsste wirklich aus berechtigten Gründen so sein – aus dem edelsten Interesse um ihr Wohl!
Also werde man da Gott weder direkt leugnen noch grundsätzlich eine jegliche Religionsausübung in dem einen oder anderen Umfang aggressiv angreifen und verbieten. Nein, man werde das Grundverständnis der Menschen, wer denn Gott sei bzw. worin die Aufgabe der Religion bestünde, in eine Richtung verändern, um den entsprechenden christlich-katholischen Glauben durch einen „Glauben“ zu ersetzen, der zwar terminologische Ähnlichkeit mit dem authentischen Christentum aufweisen würde, aber dessen Grundbegriffe ganz andere Inhalte besitzen würden. Viele im wahren Glauben und in ihrer Christus-Beziehung nicht hinreichend gestärkte Menschen würden dies dann eben nicht als aggressiv-militante Leugnung ihrer Religion auffassen, sondern sogar als eine ausdrückliche Wohltat ansehen, die ihnen doch nur zu ihrem Allerbesten diente.
Eben auf diese Weise „erhebt sich“ nämlich „der Sohn des Verderbens … über (den wahren – Anm.) Gott und alles (im authentisch christlichen Sinn verstandene – Anm.) Heilige“ und „setzt sich sogar in den Tempel Gottes und gibt sich für Gott aus“! Wegen ihres ideologisch-medial massiv manipulierten und sogar in Bezug auf Grundfragen veränderten Bewusstseins werden die betreffenden Menschen das so entstandene neue „Christentum“, welches sie aber als das sog. alte und echte Christentum ansehen werden, als das dem menschlichen Progress dienende und sogar als das Glaubenssystem lautstark bejubeln, welches endlich eine echte Daseinsberechtigung verdiene und das gesamte christliche Streben zur höchsten Erfüllung führe!
Der hl. Apostel Johannes führt in einem ähnlichen Zusammenhang den Begriff „Antichrist“ ein. „Wie ihr gehört habt, kommt der Antichrist. Schon jetzt sind viele Antichristen aufgetreten. … Wer anders ist der Lügner als der, der leugnet, dass Jesus der Messias ist? Das ist eben der Antichrist.“ (1 Joh 2,18.22.) Das entscheidende sittliche Vergehen des „Antichristen“ als solchem besteht also in der Tatsache seiner hartnäckigen Leugnung Jesu als eines „Messias“, der mit dem Vater vereint ist und erst den Weg zum Vater öffnet.
Der theologische Inhalt des Begriffs „Messias“ schließt im christlichen Kontext praktisch automatisch auch die Gottheit Jesu mit ein und ist ohne diese nicht wirklich zu denken. Daher schließt die Ablehnung Jesu als Messias in den Augen der katholischen Kirche auch die Leugnung des Glaubens an die Gottheit und das Erlöserwirken Jesu Christi mit ein! Denn sonst würde ja auch Johannes nicht eine so überdeutliche Wortwahl treffen, die nur in dem Sinn verstanden werden kann, dass man das Verbrechen der antichristlichen Gesinnung und Handlung, jenes „Abfalls“, eben in der bewussten Ablehnung der Gottheit und des betreffenden Erlöserwerks Jesu Christi erblickt!
Nicht zufällig führt Johannes da als einen essentiellen Teil des wahren christlichen Glaubens bzw. als dessen natürliche Vollendung auch die Verheißung des ewige Lebens an: „Die Verheißung, die Er uns gegeben hat, ist das ewige Leben“ (1 Joh 2,25). Die Bedeutung dieses Hinweises wird hier im späteren Verlauf noch deutlicher.
■ Vor wenigen Wochen stieß ich im Internet auf einen Vortrag des russischen Theologieprofessors Alexej Iljin Osipov, der gerade das Thema „Antichrist“ behandelte und da eben auf interessante Phänomene hinwies. Dabei hatte er keinesfalls behauptet, alles müsste unbedingt so kommen, sondern ermunterte seine Zuhörer, die Zeichen der Zeit zu beobachten und sich dann selbst entsprechende Gedanken zu machen.
Zunächst verwies er auf eine bestimmte und sich seit mehreren Jahrzehnten immer deutlicher abzeichnende traurige Entwicklung innerhalb des offiziellen westlichen Christentums hin, wonach der christliche Glaube immer mehr als eine Religion angesehen werde, die ihren eigentlichen Zweck und ihre entscheidende Aufgabe vordergründig darin zu erblicken habe, für das bestmögliche zeitlich-irdische Wohlergehen der Menschen zu sorgen. Also solle sich das Christentum hauptsächlich bzw. schwerpunktmäßig um die sozialen, gesundheits- und ernährungsrelevanten Belange des menschlichen Zusammenlebens kümmern bzw. auch um den Weltfrieden und das Weltklima.
Nun, sicher sind Kriege furchtbar und Hungersnöte schrecklich! Selbstverständlich soll die Kirche eine ihrer großen Aufgaben und wichtigen Verpflichtungen auch darin sehen, sowohl durch ihr mahnendes Wort als auch durch praktische Hilfe möglichst auf die Beendigung dieser Katastrophen hinzuarbeiten. Betont ja das Neuen Testament an vielen Stellen sowohl die Wichtigkeit des Mitleids mit dem Leid anderer Menschen als auch die Notwendigkeit eines tätigen Glaubens und somit einer praktischen Hilfe dem Notleidenden gegenüber!
Dennoch fällt uns auch auf, dass Jesus zwar das Wunder der Brotvermehrung gewirkt, Menschen von ihren körperlichen Leiden geheilt und auf viele Ungerechtigkeiten hingewiesen hat, aber dennoch nicht etwa wie ein (heutiger westlich-liberaler) Sozialarbeiter, Welternährungsberater oder politischer Weltverbesserer aufgetreten ist. Ja Er hat nicht einmal das große Übel der Sklaverei gegeißelt oder dies auch nur angesprochen.
Die Hauptsorge Christi galt nämlich der Gesinnungsänderung der Menschen, die er nur in konsequenter Besinnung auf Seine göttliche Wahrheit und die von Ihm vorgelebten sittlichen Werte erlangen kann! So sandte Er dann Seine Apostel im Missionsbefehl bezeichnenderweise nicht aus, etwa Mitglied in Sozialverbänden oder aktiv in der Weltgesundheitsorganisation oder in irgendeinem sonstigen UNO-Rat oder in einer politischen Partei zu werden, sondern um überall auf der Welt Sein Evangelium zu verkünden und den Menschen durch christlichen Glauben, Taufe und andere Sakramente das ewige Leben, das Heil ihrer Seelen, zu vermitteln – um ihrer Erlösung von der Sünde und Teilnahme am Heiligen Geist willen! Denn erst wenn die Menschen ihre geistige „Frequenz“ auf die betreffende „Wellenlänge“ Gottes einstellen, wird man als Folge davon auch den brennenden irdischen Problemen wirksamer begegnen können. Wohl nicht zufällig wurde der große Skandal der Sklaverei gerade erst durch den wachsenden Einfluss des Christentums überwunden.
Die offizielle Christenheit in westlich geprägten Ländern fällt aber heutzutage gerade dadurch auf, dass da die Sorge um die ausdrückliche Glaubensvermittlung in der Bemühung, die Menschen zu Jesus Christus und Seinem Heil, der Rettung der Seele, zu führen, praktisch zum Erliegen gekommen ist. Man spricht sich sogar ausdrücklich dagegen aus, weil dies angeblich eine unerträgliche Diskriminierung anderer Religionen und deren Anhänger wäre und somit tunlichst zu unterlassen sei. Auch die „Konzilskirche“ zeichnet sich da dadurch aus, dass die christliche Mission bei ihr praktisch zum Tabu erklärt worden ist und in der Gestalt vieler ihrer höheren bis allerhöchsten Vertreter sogar als unmoralisch und unchristlich eingestuft wird.
Worauf man aber im deutlichen Kontrast dazu ständig insistiert bzw. was man als primäre Aufgabe des Christentums deklariert, ist die Sorge um das rein diesseitig-irdische Wohl des Menschen. Man spricht über den Glauben fast ausschließlich nur in Bezug auf das Diesseits, über seine eigentliche Ausrichtung auf die Übernatur, auf das jenseitige Leben der Seele in der Gnade Christi, schweigt man sich praktisch komplett aus! So postuliert man da eine Religion ohne primäre und fundamentale Ausrichtung auf Gott und das ewige Leben. „Gott“ kommt da höchstens als Garant des irdischen Glücks und des zeitlichen Wohlergehens des Menschen vor.
Dazu führt Prof. Osipov sehr zutreffend aus: „Die (gewünschte) Einrichtung des Reiches Gottes hier auf Erden und das maximale Erlangen eines irdischen Wohlergehens, was scheinbar mit der Liebe zum Nächsten begründet wird, erweist sich aber in Wirklichkeit als sehr heimtückisch. Denn da wird die gesamte Grundstruktur und Ausrichtung des Menschen verzerrt und er als der, dessen Kopf (eigentlich) nach oben und somit seiner Natur nach auf Gott ausgerichtet ist, erweist sich nun doch als den Tieren gleich, deren Köpfe eben nach unten gerichtet sind. Ist das denn keine Verdrehung, keine volle und schreckliche Perversion?
Dieser große Einfluss der Sozialisierung des Christentums, was auch als Verbrüderung des christlichen Bewusstseins mit der Welt und geistiger Tod bezeichnet werden kann, wenn nämlich alle Aufmerksamkeit ausschließlich auf die äußeren Bereiche des Lebens gerichtet ist, stellt eine schreckliche Gefahr dar. Warum? Weil dies nur eine Etappe ist auf dem Weg des Kommens des üblen Bösewichts (Satans), der sich für Christus ausgeben wird.
Denn (im betreffenden Fall) werden ja alle Menschen, die überzeugt waren, dass das Christentum die Religion des diesseits-sozialen Fortschritts und des Aufbaus einer lebensfähigen (irdischen) Gesellschaft sei – alles ökumenische Terminologie und schlagwortartige Überschriften bei Konferenzen –, der Meinung sein, dass nun endlich Christus gekommen ist und Er (das Paradies auf Erden) errichtet habe. Denn er (der Teufel) werde ja gerade das tut, um was wir uns so sehr gesorgt und wofür wir viel an seelischen, intellektuellen Kräften und sonstigen Mitteln eingesetzt haben. O, du bist Christus!
Wohin führt das? Es geht dann nicht bloß um Kompromisse mit dem Zeitgeist, wo wir etwa bloß irren würden – teilweise an Weltliches denkend und uns teilweise auch an Gott wendend. Nein, diese sehr konkrete Tendenz führt zur Endzeit, worüber ausgezeichnet der Apostel Paulus schrieb, als er ihn (den Widersacher Gottes) ‚Mann der Sünde‘ nannte und seine Eigenschaften beschrieb.
Dieses Laster (der Verbrüderung mit der Welt) entwickelt sich und befällt buchstäblich ganze christliche Völker. Ist es denn Zufall, dass in der Europäischen Charta das Christentum nicht einmal erwähnt wurde? Manche protestierten dagegen. Wie könne es denn sein, dass Europa, welcher Kontinent die ganze Geschichte hindurch die Fahne Christi in Händen hielt, dies plötzlich vergessen habe.“
Als einen Beleg dafür zitiert Osipov eine protestantische Leiterin, die einmal schrieb: „Jesus hatte beim Reden über das Himmelreich nicht das Leben im Himmel im Sinn. Er dachte dabei an wirklichen Besitz von versprochenen Segnungen wie (leibliche) Heilung, (irdisches) Aufblühen und Frieden.“ Dagegen stellt er dann eine Aussage eines Priesters, der zutreffend formulierte: „Christus kam nicht, um die Hungrigen zu sättigen, sondern um die Seelen zu retten, wie die der Hungrigen so auch die der Gesättigten“.
Ergänzt wird diese Feststellung mit den Ausführungen eines ihm bekannten Theologen, der einmal das Problem beschrieb, welches entsteht, wenn die Kirche diese diesseitig-relevanten Anliegen zu ihrer Hauptaufgabe macht und darin dann auch den zentralen Sinn der Verwirklichung des Christentums sieht: „Es gibt eine tiefe Falschheit in der Union zwischen der Religion und den sozialen Bewegungen. Wenn die Kirche sich in die Deutung über Brotlaibe und Austern einmischt und die eigene größere oder geringere Fähigkeit zur Schau stellt, Fragen dieser Art zu lösen, sich dabei einbildend, dadurch das Besitzen des Geistes Gottes bezeugen zu können, verliert sie ein jegliches Recht auf das Vertrauen der Menschen.“
Sprach ja gerade Jesus die fundamentale Wahrheit aus: „Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber dabei sein Leben verliert?“ (Mt 16,26.) Wobei Jesus unter dem „Leben“ hier eindeutig die lebendige und lebensmäßige Gottesbeziehung versteht, das Heil der Seele in der lebenspendenden Gnade Seiner Erlösung von der Sünde und der Macht des Teufels! Darüber schreibt ja Johannes: „Das Leben ist sichtbar erschienen. Wir haben es gesehen. Wie bezeugen und verkünden euch das ewige Leben, das beim Vater war und uns sichtbar erschienen ist.“ (1 Joh 1,2.)
Was nützt es also dem Menschen, wenn er seine irdischen Belange vielleicht sogar optimal regeln und ideal einrichten sollte, dabei aber den essentiellen übernatürlichen Bereich seiner Existenz völlig aus dem Blick verliert und somit komplett vernachlässigt? Zwar kann man den Sinn des Lebens in Fressen, Lust und Macht sehen, aber der bittere Satz der betreffenden Enttäuschung wird zurückbleiben. Denn die tiefe Sehnsucht unseres Herzens nach der ewigen Wahrheit und höheren Gerechtigkeit bleibt unerfüllt. Ohne die echte und wahre Liebe im Herzen verkümmert er trotz des sonstigen Wohlstands und verkümmert zu einem rein animalischen Wesen, welches keinen höheren Bezug hat.
Wenn nach Prof. Osipov die große und breite Masse der Christen meinen sollte, die Aufgabe des Christentums bestünde darin, ein Paradies auf Erden zu errichten, und dann jemand kommt (ob in Ein- oder Mehrzahl) und eine Lösung dieser ganzen diesseitigen Probleme präsentieren sollte, dann könnten die Christen meinen, dass die Person oder menschliche Einrichtung, welche die Lösung der betreffenden dringenden Probleme präsentierte – ob die Menschen nun eine jegliche Hungersnot überwinden, das Weltklima komplett retten, die sozialen Ungerechtigkeiten weitestgehend aufheben oder auch von einem sie tödlich bedrohenden Killervirus befreit würden –, eben der Christus und (in ihrem Sinn gedachte) Messias und Erlöser sei, der wieder kommen und die ganze Welt neu schaffen soll.
Denn die Christen, die so umfunktioniert werden sollten, dass sie in naiver Vorstellung das Paradies auf Erden errichten wollten und sich dabei den Blick auf das Übernatürliche weitestgehend hätten austreiben lassen, würden dann ja wirklich denken, nun endlich von einer essentiellen Gefahr gerettet worden zu sein und das erstrebte „Paradies“ erlangt zu haben. Und eben Heil und tiefster Dank dem, der diese großartige „Rettung“ anbietet und bringt!
Das Perverse daran ist, dass der Widersacher Jesu dabei von den Menschen ausgerechnet im Namen Jesu Christi Anerkennung finden wollte und sollte! Trat ja der Teufel schon bei der ersten Versuchung Jesu in der Wüste an Ihn heran und meinte, Jesus hätte ja nach dem Fasten Hunger und solle nun seinem Rat zufolge Steine zu Brot werden lassen. Er kümmert und sorgt sich scheinbar um die Not Christi und wolle Ihm ja nur mitleidsvoll helfen.
Jesus antwortet darauf unmissverständlich und spricht damit auch ein eindeutiges Urteil über die Bemühungen des modernistischen Geistes, das Christentum mit dem Zeitgeist und der Gott ausdrücklich leugnenden und sich eigentlich sogar im Hass gegen Jesus verschworenen Elite zu versöhnen: „Es steht geschrieben: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus dem Mund Gottes kommt.“ (Mt 4,4.) Somit hat Jesus alles an seinen Platz gestellt und die betreffenden Prioritäten eingeschärft: „Suchet vielmehr zuerst das Reicht Gottes und seine Gerechtigkeit, und dies alles (die irdischen Güter, die der Mensch im rechten Maß braucht – Anm.) wird euch hinzugegeben werden!“ (Mt 6,33.)
Bei der dritten Versuchung Jesu offenbart ja der Teufel, worum es ihm tatsächlich gehe, dass Jesus nämlich vor ihm niederfalle und ihn anbetete (Vgl. Mt 4,9).
Wenn es aber dem Widersacher Gottes gelingen sollte, den Menschen weitestgehend des Blickes auf den übernatürlichen Bereich ihrer Existenz zu berauben, ihn mit der Fokussierung auf rein irdische Belange und weltliche Probleme zu beschäftigen und dann auch noch davon zu überzeugen, dass er ja die Lösung aller ihrer Probleme anbiete und somit das von ihnen so inständig erhoffte Paradies auf Erden erbaue, dann würde er ja in den Augen der irregeführten Christen gerade in der scheinbar legitimen Autorität Jesu Christi das „Heil“ wirken und dann gerade ihre Gefolgschaft gewinnen.
Dann würde ja zutreffen, wovor Paulus so eindringlich warnt, dass der Satan und Antichrist nämlich insofern den endzeitlichen „Abfall“ bewerkstelligen werde, dass er, „der Sohn des Verderbens, der Widersacher, der sich über Gott und alles Heilige erhebt“, sich sogar im „Tempel Gottes“ „für Gott“ ausgeben werde! Das am meisten Gotteslästerliche und Blasphemische daran wird sein, dass dies alles für die verblendeten Christen ausgerechnet im Namen und in der Autorität Christi geschehen werde, ohne dass sie merken, wie sie die ganze Zeit belogen worden sind und nun weiterhin mit wahrhaft diabolischer List um an der Nase herum geführt werden.
■ Ein Blick in die Kirchengeschichte zeigt, dass die Christen sich zu jeder Zeit die Frage nach dem Erscheinen des Antichristen gestellt haben. Je nach erlebten Widerständen und Verfolgungen seitens äußerer Kräfte oder Irrlehren und Verwirrungen in eigenen Reihen fühlte man sich veranlasst, der betreffenden Frage nachzugehen. Möglicherweise ist das antichristliche Element beim Erfahren von größeren Schäden für die Kirche und Gläubigen dann tatsächlich im größeren oder kleineren Umfang in Erscheinung getreten, ohne dass wir da natürlich etwas endgültig behaupten könnten.
In der neueren Geschichte nehmen wir ja ebenfalls so manche Elemente der betreffenden negativen Macht für die Sache des Christentums und der Christenheit wahr. Offensichtlich absichtlich eingeführte Verwirrung von moralischen Prinzipien von Gut und Böse, Richtig und Falsch, Rechtgläubigkeit und Irrlehre, Gottesfurcht und Apostasie, Lebensrecht und Abtreibung sind uns heutzutage ja nicht fremd.
Das Wichtigste für uns dabei wäre wohl die ernsthafte Bemühung, den betreffenden Sachverhalten auf den Grund zu gehen und die Zeichen der Zeit aufmerksam zu lesen! Dies sollte uns unbedingt auch dazu veranlassen, unsere eigene Gottesbeziehung noch ernster zu nehmen und die Liebe Christi lebensmäßig zu verinnerlichen. Denn wenn das Herz und die Seele eines katholischen Christen von den göttlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe erfüllt sind, ist er sowohl selbst besser gegen die mannigfachen Fallstricke des Teufels geschützt als auch kann er durch seinen tätigen Glauben – weil er das Gute mehrt – dann auch nach außen hin der Macht des Antichristen entgegenwirken!
Als im März 2020 in Deutschland, Europa und praktisch in der ganzen Welt unter Verweis auf die vom Covid-19-Virus ausgehenden Gefahren nicht nur weite Bereiche des öffentlichen Lebens heruntergefahren, sondern dann v.a. auch die Kirchen geschlossen worden sind, so dass man als Katholik nicht mehr an der hl. Messe und den lebensspendenden Sakramenten teilnehmen konnte, haben sich sicher nicht wenige ernsthafte Christen die Frage gestellt, wie es denn sein könne, dass die Gottesverehrung in Gotteshäusern plötzlich sogar lebensbedrohlich sein solle. Vor allem als es sich sogar aufgrund offiziell veröffentlichter Daten herauskristallisierte, dass da viel an einseitiger Berichterstattung und massivem Schüren von Angst und Hysterie bei den Massen im Spiel war und leider immer noch ist, konnte man auf eine großmaßstabsmäßig angelegte und ideologisch motivierte Manipulation schließen.
Uns Christen sollte da besonders auch die Frage beschäftigen, wie schnell und leicht man nun mit einem Fingerklick unter Umständen sogar auch ein generelles Verbot von katholischer Religionsausübung durchsetzen könnte – mit der offiziellen extrem human klingenden Behauptung, dadurch solle ja nur das Leben geschützt werden. Das besonders Perverse dabei würde wohl sein, dass die meisten eine solche Maßnahme sehr wohl als logisch, rechtens und legitim finden würden. Dann würde man sich nicht dazu veranlasst sehen, eine möglichst massive Schwächung der Christenheit und der wahren Kirche mit äußerer Verfolgung und brutaler Gewalt herbeizuführen, sondern man würde eine sehr „fromme“ Argumentation präsentieren, dass nämlich Christus plötzlich ausgerechnet um Christi willen nicht mehr öffentlich verehrt werden dürfte! Ist ja die heutige westlich-liberale Elite in der Finanzwelt, Politik, Gesellschaft und in den Massenmedien sehr wohl von starken anti-katholischen und sogar anti-christlichen Ressentiments erfüllt.
Gott erbarme sich unser aller und lasse in verstärktem Maß den geistig Blinden das Licht der Wahrheit und der Liebe Christi aufgehen! Es muss ja auch nicht unbedingt der schlimmste Fall eintreten, zumal ja der Herrgott in Seiner Allwissenheit auch Wege und Mittel kennt, um das Böse zu be- und verhindern. Dennoch dürfen wir als glaubenstreue katholische Christen uns nicht der naiven Illusion hingeben, uns würde in der Zukunft jede größere Prüfung erspart bleiben. Denn wenn wir die oben zitierten Ausführungen des hl. Paulus über den „Abfall“ und den „Sohn des Verderbens“ lesen, sollten wir unbedingt auch der folgenden beiden Worte Jesu eingedenk sein: „Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und euch lügnerisch alles Böse nachreden! Freuet euch und frohlockt: denn groß ist euer Lohn im Himmel.“ Mt 5,11.); „Um meines Namens willen werdet ihr von allen gehasst werden. Wer aber ausharrt bis ans Ende, wird gerettet werden.“ (Mt 10,22.)

P. Eugen Rissling

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